Meinungskultur im Netz

Strukturwandel im Diskurs | WDR 5 2023
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Internet und Social Media haben den Informationsfluss radikal verändert und andere Formen der Öffentlichkeit hervorgebracht. Aus einem hierarchiegeprägten System mit einem überschaubaren nationalen Angebot hat sich ein globales Netz entwickelt. Kanäle haben sich vervielfacht; neue Interaktionsmöglichkeiten zwischen Einzelnen und gesellschaftlichen Gruppen sind entstanden. Jede und jeder kann teilnehmen – mit einem eigenen Account oder als Follower. Den Gefahren von Überflutung mit Banalem, Hate speech und Filterblasen stehen Chancen gegenüber: auf Selbstorganisation lange marginalisierter Gruppen; auf Trendsetting durch junge Kreative ohne Kapital; aber auch auf eine kritische Reflexion von Politik- und offene Debatten, ohne die Zeit- und Platzbegrenzung der klassischen Medien.

Meinungskultur im Netz — Strukturwandel im Diskurs

Meinungskultur im Netz – Aus meiner Welt: Von Aktivismus und Empowerment (1/3)
Tupoka

Nicht nur Fridays for Future oder die Black Life Matters Bewegung wäre ohne Vernetzung über Social Media kaum denkbar. Das Netz bietet auch vielen, die lange in der Öffentlichkeit kaum eine Stimme hatten, die Chance, im Austausch mit anderen Selbstbewusstsein zu entwickeln. Menschen die Rassismus erleben, Behinderte, die kein Mitleid, sondern Teilhabe in allen Lebensbereichen fordern, haben wie andere soziale Gruppen auch Communities gegründet. Ihnen geht es nicht um das Unter sich bleiben. Sie wollen mit der Mehrheitsgesellschaft einen Dialog auf Augenhöhe führen.

Protagonist:innen:
Tupoka Ogette engagiert sich in der antirassistischen Bildungsarbeit. Die Autorin und Trainerin ist auf Instagram aktiv. Ihr Auftritt ist eng gekoppelt an ihre Bücher Ein rassismuskritisches Alphabet, Exit Racism und Und jetzt Du. In ihren Posts untersucht sie an aktuellen Beispielen die Entstehung, Strukturen und Wirkungsweisen von Rassismus.
Raul Krauthausen ist Inklusions-Aktivist und Gründer von Sozialhelden, einem Netzwerk, das sich auch auf Twitter und Instagram für mehr Teilhabe und Barrierefreiheit einsetzt und seine Erkenntnisse mit anderen teilt. Raúl Krauthausen ist Co-Autor des Buchs Wie kann ich was bewegen? Ihm folgen mehr als 100.000 Menschen allein auf Instagram, 46.000 auf Twitter, er ist auch auf YouTube und TikTok aktiv, hat eine eigene Website, ist Talkshow-Host von KRAUTHAUSEN – face to face und dem Podcast Im Aufzug.
Theoretisches Framing
Emilia Roig ist Politologin und Autorin und ist auch auf Instagram aktiv. In ihrem Buch why we matter – Das Ende der Unterdrückung analysiert sie Muster von Diskriminierung und Ungerechtigkeit. Dabei bezieht sie immer ihre persönlichen Erfahrungen mit ein, auch ihre Herkunft. In den letzten Jahren erkennt Roig eine Entwicklung, die herrschende Machtpositionen enthüllt und verändert.
Ingrid Brodnig ist Wissenschaftlerin und Autorin der Bücher Einspruch: Verschwörungsmythen und Fakenews kontern und Über Macht im Netz. Sie ist Expertin für digitale Fragestellungen unserer Zeit.
Meinungskultur im Netz – Aus meiner Welt: Von Aktivismus und Empowerment (1/3)

Meinungskultur im Netz – Follow me: Zwischen Content und Kommerz (2/3)
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Content Creators folgen hunderttausende meist junge Menschen im Netz. In ihren Blogs, auf Instagram oder YouTube stellen sie Lifestyle-Themen in einen neuen Kontext. Sie verstehen sich nicht als klassische Influencer, die vor allem für fremde Produkte werben, sondern sind selbst schöpferisch aktiv und versuchen, die eigene Leidenschaft mit kommerzieller Verwertung zu verbinden.

Protagonist:innen:
Madeleine Darya Alizadeh ist als Content Creatorin zu nachhaltiger Mode und bewusster Lebensweise erfolgreich und gehört zu den Macro-Influencer:innen. Auf ihrem Instagram-Account dariadaria lässt sie ihre Community an ihrem Leben teilhaben und tritt mit ihr in Dialog: Mental Health, Rassismus, Sexismus. Sie bewirbt Ethical Fashion und Kosmetik, sie ist Unternehmerin und hat ein eigenes Mode-Label.
Maya Leinenbach betreibt den Instagram-Account Fitgreenmind (2,3 Mio Follower:innen) und parallel dazu einen YouTube Kanal. Als vegan Teen begeistert sie ihre Community mit ihren unerschöpflichen Ideen für Rezepte.
Jennifer Reinhard ist Campaigning Manager der Agentur Schmittgall und berät Content Creator:innen, die sich professionalisieren. Sie gibt Einblicke in den Wandel der Branche.
Theoretisches Framing
Ingrid Brodnig ist Wissenschaftlerin und Autorin der Bücher Einspruch: Verschwörungsmythen und Fakenews kontern und Über Macht im Netz. Sie ist Expertin für digitale Fragestellungen unserer Zeit
Meinungskultur im Netz – Follow me: Zwischen Content und Kommerz (2/3)

Meinungskultur im Netz – Vorsicht: Politik! Über Faktenchecker und Nachfrager (3/3)
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Sie beschäftigen sich kritisch mit Tagespolitik und gesellschaftlichen Themen – und folgen einem journalistischen Ethos. Dabei verlassen sie die Formate des Öffentlich-Rechtlichen und versuchen, komplexe Themen und Kontroversen für ihre Community zugänglich zu machen. Medienkritisch setzen sie sich nicht nur mit Mainstream Berichterstattung auseinander, sondern beschäftigen sich auch mit der Macht der Plattformen, die sie benutzen.

Protagonisten:
Mirko Drotschmann erklärt auf dem YouTube-Kanal MrWissen2go Politik und Gesellschaft und auf MrWissen2goGeschichte historische Zusammenhänge und richtet sich dabei vor allem an junge Menschen/Schüler:innen. Auf Twitter und Instagram bezieht Mirko Drotschmann Stellung und mischt sich ein, wenn es um Fake-News geht oder Menschen diffamiert werden. Seine Sendungen gehören auch zum Online-Medienangebot funk der öffentlich-rechtlichen Sender.
Philip Banse (Journalist) und Ulf Buermeyer (Richter) nehmen in ihrem Podcast Lage der Nation regelmäßig Stellung zu tagespolitischen Themen. Sie liefern Hintergründe, nehmen Faktencheks vor und formulieren daraus ihre Positionen.
Tilo Jung ist Host der Talkshow JUNG & naiv auf YouTube. Lange Interviews mit allen wichtigen Protagonist:innen aus allen Lagern des Politbetriebs, dazu: moderierte Livechats, die Bundespressekonferenz im Vollformat als eigene Rubrik, sowie ergänzende Sendeformate. Die Haltung der Macher:innen zum Thema/den Interviewten ist immer erkennbar, auf eine finale Kommentierung wird verzichtet.
Theoretisches Framing
Ingrid Brodnig ist Wissenschaftlerin und Autorin der Bücher Einspruch: Verschwörungsmythen und Fakenews kontern und Über Macht im Netz. Sie ist Expertin für digitale Fragestellungen unserer Zeit.
Meinungskultur im Netz – Vorsicht: Politik! Über Faktenchecker und Nachfrager (3/3)