Golden Reawakening

Erinnerungen an die Blütezeit des kambodschanischen Kinos
Golden

In Kambodscha sind die 60er Jahre ausgelöscht. Familienfotos, Briefe, Erinnerungen an Kindheit, Eltern, Großeltern, alles verloren. Wer in Kambodscha nach den Spuren der Vergangenheit sucht, wird kaum etwas finden. Ein Ausstellungs- und Filmprojekt widmet sich jetzt der verschollenen Geschichte der kambodschanischen Popkultur.

Vor 1975 gab es in Phnom Penh moderne Kinos und ein aufgeschlossenes Publikum, das an allem, was aus dem Westen kam, interessiert war. 1975, mit der Machtübernahme von Pol Pot und den Roten Khmer, brach diese Entwicklung ab. Ein Großteil der Künstler, fast alle Schauspieler und populären Musiker der Epoche fielen dem Regime zum Opfer. Am Ende ihrer dreijährigen Schreckensherrschaft waren bis zu 2,2 Millionen Kambodschaner umgebracht und jede Grundlage für ein modernes Staatswesen war systematisch vernichtet worden, von der Zerstörung der Grundbuchakten bis zur Ermordung der Eliten. 2009 reiste Davy Chou aus Paris nach Phnom Penh, um mehr über seinen verstorbenen Großvater zu erfahren, der einmal einer der wichtigsten Filmproduzenten des Landes war. Das war der Ausgangspunkt zu einer Recherche, an deren Ende „Golden Reawakening“ stand. Das Ausstellungsprojekt, das neben Filmen, Plakate und Fotos des kambodschanischen Kinos der 60er Jahre präsentierte, konnte Davy Chou zusammen mit Studenten der Royal University of Phnom Penh realisieren. In Kambodscha sind Projekte wie „Golden Reawakening“ wichtig, um die Vergangenheit für die Gegenwart zu retten. Denn die Neugierde ist geweckt, erzählen die Filme doch von einer gesellschaftlichen Realität, die sich von der Gegenwart gründlich unterscheidet. Für viele der jungen Kambodschaner ist das ein Versprechen.

(Hören, 23′, mp3/40kbps)

SWR Download

Christine Sievers und Nicolaus Schröder, SWR 2010