Frühe Filme – das Archiv der Berliner DFFB

von Nicolaus Schröder | RBB/DRadio 2015
Oskar Langenfeldt. 12 Mal

OSKAR LANGENFELD. 12 MAL, Regie: Holger Meins 1966

Vor 50 Jahren wurde die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin gegründet. Hunderte von Studenten sind seither hier ausgebildet worden. Mehrere tausend Filme sind im Laufe dieser Zeit als Seminar- oder Abschlussarbeiten entstanden. Alles wurde aufgehoben.

Rund 4000 Filme sind mittlerweile in einer Datenbank erfasst worden, doch wesentlich mehr, in Regalen und Schränken abgelegt. Mit der Digitalisierung begann das große Aufräumen. Filmkopien, aber auch Drehbücher, Fotos, Finanzierungs- und Förder-Anträge werden erfasst und katalogisiert.

Dieser Schatz ist jetzt allgemein zugänglich und eine Website präsentiert die Dokumente aus 50 Jahren Hochschulleben. Das Archiv ist nicht mehr länger eine klimatisierte Langzeitablage, sondern es ist zum Herzstück einer multimedialen Erzählung über eine Berliner Institution geworden.

Eine endlose Kamerafahrt durch das Berlin der späten Sechziger. Eine Stafette aus Läufern trägt eine große rote Fahne quer durch die Stadt, bis das Schöneberger Rathaus erreicht wird, von dessen Balkon der letzte Läufer die Flagge übermütig schwenkt.1968 ist FARBTEST ROTE FAHNE eine Arbeit für ein Seminar von Kameramann Michael Ballhaus. Im Film von Gerd Conradt geht es eigentlich einfach um das Erlernen von Technik, um Handwerk – Hochschulalltag einerseits, andererseits war so ein Film im West-Berlin von 1968 eine Provokation, wie die Aufnahmen von den ziemlich fassungslosen Passanten vor dem Rathaus zeigen. Und genau das macht die Attraktion des Online-Archivs aus.

Der erste DFFB-Jahrgang, zu dem auch Gerd Conradt gehörte, war der spektakuläre Auftakt für einen Studiengang, der immer mehr sein wollte als bloß schlichte Filmschule. Dass dieser Anspruch keine hohle Phrase war, lässt sich an den Filmen der Studierenden ablesen, die jetzt online zu sehen sind. Dabei sind es nicht nur die Filme dieses ersten Jahrgangs, deren anarchischer, bisweilen hinterfotziger Witz noch heute begeistert, sondern auch weitaus experimentellere Arbeiten, die mit den Möglichkeiten des Mediums spielen, die zeigen, wie breit die Spannweite der Möglichkeiten an der DFFB immer war.

Die Studentenfilme aus den ersten 50 DFFB-Jahren spiegeln die zentralen Richtungen der Filmhochschule genau so wie die wesentlichen politischen, kulturellen und ästhetischen Strömungen Berlins und der Bundesrepublik – ein Online-Auftritt, der zum Stöbern einlädt.

DFFB-Archiv

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