14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs

Featurereihe von Christine Sievers und Nicolaus Schröder | WDR 2014/15

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Kirchengeläut, Fanfarenzügen und jubelnde Kürassiere – so begann der Erste Weltkrieg. Der Absturz in das Inferno war zugleich der Aufbruch in die Moderne.

Für das Film- und Hörfunkprojekt 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs sichtete ein internationales Team rund 1000 zeitgenössische Aufzeichnungen. 14 Protagonisten wurden ausgewählt. Ihre Erinnerungen stehen im Mittelpunkt dieser Reihe, ihre Schilderungen spiegeln das ganze Grauen des Krieges , an dessen Ende ein grundlegender Umbruch stand. Nach dem Waffenstillstand gab es kein zurück mehr, Obrigkeitsstaat und Ständewirtschaft waren für immer am Ende. In sechs Folgen erzählt 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs vom Abgrund des Kriegs, der Sehnsucht nach dem Leben und dem Traum von mehr Selbstbestimmung.

eine Featurereihe nach der gleichnamigen Looks-TV-Produktion von Christine Sievers und Nicolaus Schröder

mit: Ulrich Noethen, Sigrid Burkholder, Bernt Hahn, Lisa Jopt, Thomas Pohn, Camilla Renschke, Sabina Trooger u.a.

Musik: Maria Jonas und Holger Mertin

Regie: Christoph Pragua

Redaktion: Thomas Nachtigall

 

Folge 1 – Der Abgrund

 

Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Wie erlebten Zeitzeugen diesen Krieg, dessen Beginn niemand wirklich zu überraschen schien.

 

In den ersten Augusttagen des Jahres 1914 verkünden Kirchenglocken den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Imperiale Mächte stehen gegeneinander. Aber auch Husarensäbel und Aeroplane. In den Aufzeichnungen der jungen Kosakin Marina Yurlova, des österreichischen Bauern Karl Kasser und der Kinder Yves Congar und Elfriede Kuhr, die den Kriegsausbruch daheim erleben, ist für jubelnden Patriotismus wenig Platz. Geschildert wird der Alltag, in den der Kriegsbeginn platzt, mitsamt den aufpeitschenden Reden der Lehrer und den heroischen Schilderungen der ersten Kriegstage. Das Ehepaar Kollwitz bangt um seinen Sohn bangt, der sich freiwillig melden will.

 

Folge 2 – Der Angriff

Der Krieg dauert erst wenige Wochen, doch schon ist der Traum vom schnellen Sieg dem mörderischen Alltag in den Stellungen gewichen.

 

Während Elfriede Kuhr im ostpreußischen Schneidemühl, heute Piła, im Bahnhof die ersten Verwundetenzüge einfahren sieht und Tannenzweige auf die Gräber russischer Kriegsgefangenen legt, versucht der österreichische Bauer Karl Kasser in einem Heer zu überleben, dessen Offiziere eine andere Sprache sprechen als er selbst. Der Fahnenjunker Ernst Jünger wundert sich an der Westfront darüber, wie wenig ihn der Anblick eines von einer Granaten zerrissenen Kameraden berührt, während es in österreichischen und russischen Schützengräben am Nötigsten mangelt. Die Protagonisten beschreiben den Alltag in Todesgefahr, das Geschrei der Verwundeten, das Sterben, Bergen und Überleben an der Front.

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Folge 3 – Die Verwundung

Der Erste Weltkrieg lässt eine militärische Industrie entstehen, die immer schlimmere Waffen produziert.

Eigentlich wollten Sarah McNaughton und ihre Freundinnen aus der britischen Oberschicht erschöpften Kriegshelden Verbände um die Kämpferstirn binden. Auf die Wirklichkeit in den Lazaretten sind sie nicht vorbereitet. Elfriede Kuhr erlebt den Schrecken des Kriegs an der Ostfront. Tagelang muss die verletzte Marina Yourlowa auf einem Karren durch den Kaukasus transportiert werden, ehe sie zu einer Krankenstation kommt. Der Italoamerikaner Vincenzo D’Aquila, der als Freiwilliger im italienischen Heer dient, wird irre. Physische wie psychische Vernichtungswirkung, von Panzern, Flugzeugen und Gas setzen neue Maßstäbe und begründen bei den Überlebenden bislang unbekannte Krankheitsbilder.

 

Folge 4 – Die Sehnsucht

Briefe schaffen die überlebenswichtige Verbindung mit der Heimat. Doch die Sehnsucht nach der Familie, Überleben, Frieden wird auf eine jahrelange Probe stellt.

Marie und Paul Pireaud sind frisch verheiratet, als der Krieg ausbricht. Marie lebt noch bei ihren Eltern und unternimmt alles, Paul an der Front zu besuchen, was verboten ist. Käthe Kollwitz droht an der Trauer um ihren Sohn und an Selbstvorwürfen zu zerbrechen. Mit 14 hat Elfriede Kuhr ihr erstes schüchternes Liebesabenteuer mit einem Flieger. In Bremen sind die Kinder von Anna Pöhland auf die Versorgung durch die Suppenküche angewiesen, während ihr Mann in den Schützengräben an der Somme vom Wiedersehen träumt. Die Sehnsucht nach den Liebsten, nach Geborgenheit, Normalität, Frieden hat längst alle patriotischen Phrasen unterspült.

 

Folge 5 – Der Aufstand

Der Krieg nimmt keine Ende. Widerstand und Unruhen werden zu Revolutionen, die schon bald die mächtigsten Monarchien des Kontinents hinwegfegen werden.

Als in England die Arbeiterinnen einer Munitionsfabrik revoltieren, stellt sich die Hilfspolizistin Gabriele West auf die Seite der Aufständigen. Die Februarrevolution rollt über die russische Armee hinweg und in einer Norditalienischen Klinik zettelt Vincenzo d’Aquila einen Aufstand an . Der deutsche Soldat Karl Heise schildert seine Wut auf den sinnlosen Drill angesichts der unausweichlichen Niederlage, während der Offizier Ernst Jünger weiterkämpfen will. Auch in der französischen Armee wächst der Widerstand gegen die Offiziere und den Krieg. Der Erosionsprozess ist nicht mehr aufzuhalten. Ob an der Front oder in der Heimat.

 

Folge 6 – Das Ende als Anfang

Das Ende zieht sich unendliche Monate hin. Mit dem Friedensvertrag von Versailles beginnt für Europa ein schwieriger Neuanfang.

Marina Yourlowa und Sarah McNaughton erleben den Genozid an den Armeniern. Ernst Jünger verliert im Gewirr der Schützengräben die Orientierung. Louis Barthas und Paul Pireaud entkommen knapp dem Tod. Yves Congar beschreibt, wie die Deutschen angesichts der nahenden Niederlage die besetzten Orte ausplündern und am Isonzo in Slowenien wird immer noch erbittert gekämpft. Der Erste Weltkrieg endet erst, als Kaiser Willhelm nach Holland flieht.